Wertvolle Klavierschulen für Anfänger: Béla Bartóks Mikrokosmos & Klavierspielen – mein schönstes Hobby
Béla Bartóks Mikrokosmos

Neben meiner Tätigkeit als Komponist und Barpianist unterrichte ich – mittlerweile seit 28 Jahren – Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Klavierspiel. Unter der Fülle an Lehrwerken stellt sich für Anfänger*innen immer die Frage: Welche Klavierschule ist die Richtige für mich?
Darauf kann und möchte ich hier keine Antwort geben, mich aber heute in diesem Blogbeitrag mit einer ganz außergewöhnlichen Klavierschule beschäftigen, Béla Bartóks Mikrokosmos.
Meine neusten Releases, die am 18. Juni respektive am 2. Juli erscheinen, sind dieses Mal allen Lernenden gewidmet. Für alle, die Klavierspielen möchten, habe ich zwei besonders lehrreiche Klavierschulen als Lernhilfe eingespielt, die es jetzt zum Nachhören auf Spotify & Co gibt: Band 1 von Bartóks Mikrokosmos und Hans-Günther Heumanns Einstiegswerk Klavier spielen – mein schönstes Hobby. Denn Noten lesen und die richtigen Töne treffen ist am Anfang nicht alles – wichtig ist es vor allen Dingen auch, eine Klangvorstellung des Instruments zu entwickeln.
Was Bartóks Mikrokosmos so besonders macht und welche Rolle unter anderem Bauernmusik dabei spielt, darum soll es in diesem Beitrag gehen.
Béla Bartók und die Bauernmusik

Belá Bartók gilt heute als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. 1881 wurde er in einer kleinen Stadt in Rumänien, damals Österreich-Ungarn, geboren, erhielt zunächst Klavierunterricht von seiner Mutter und studierte später Klavier und Komposition in Budapest. Bekannt wurde er u. a. dafür, dass er Elemente der Volksmusik in die klassische Kompositionskunst mit aufnahm und so einen neuen, ganz eigenen Stil kreierte.
Im Alter von 24 Jahren begann Bartók systematisch Volkslieder oder auch „Bauernmusik“, wie er sie nannte, zu sammeln und erforschen. Dazu unternahm er zahlreiche Exkursionen in abgelegene Gebiete Ungarns, Rumäniens, Bulgariens und darüber hinaus. Denn die Bauernmusik wurde nicht niedergeschrieben und bis dato nur mündlich überliefert. Gemeinsam mit seinem Freund Zoltán Kodály machte sich Bartók mit Phonographen und Wachswalzen ausgestattet auf in entlegene Dörfer und Landschaften. Während seiner Reisen sammelte er mehr als 9.000 Melodien unterschiedlicher Kulturkreise, die er analysierte und teilweise veröffentlichte.
„Meine eigentliche Idee aber ist die Verbrüderung der Völker, eine Verbrüderung trotz allem Krieg und Hader. Dieser Idee versuche ich in meiner Musik zu dienen; deshalb entziehe ich mich keinem Einflusse, mag er auch slowakischer, rumänischer, arabischer oder sonst irgendeiner Quelle entstammen.“
Béla Bartók, 1931
Für Bartók bedeutete die Bauernmusik mit ihren Kirchen- und pentatonischen Tonarten auch eine Emanzipation von der damals vorherrschenden Dur-Moll-Tonalität und die Möglichkeit, daraus eine neue moderne Musik zu schöpfen, ohne dabei auf die Zwölftonmusik zurückzugreifen.
Ein Mikrokosmos für Klavieranfänger*innen

Bartók unterrichtete seinen Sohn auf dessen Wunsch im Klavier – und eben diesem widmete er die ersten Hefte des Mikrokosmos. Sechs Bände umfasst das pädagogische Werk, das in zunehmender Schwierigkeit geordnet ist: von leichten Übungen für den Anfangsunterricht bis hin zu virtuosen Charakterstücken für fortgeschrittene Pianist*innen. Die kurzen Stücke des Mikrokosmos, insgesamt 153 an der Zahl, entstanden über einen Zeitraum von 12 Jahren, zwischen 1925 und 1938.
Im Gegensatz zu den meisten Klavierschulen verzichtet der Mikrokosmos auf allgemeine theoretische oder technische Einführungen. So findet sich in ihm eine vielfältige Mischung aus Vorübungen, kurzen Kompositionen, Stücken zur spieltechnischen Übung sowie zu musikalischen Phänomenen und Charakterstücken.
Dabei hat jedes der Stücke eine spezifische, gut durchdachte Aufgabe. Das fokussierte Thema lässt sich häufig bereits aus der Betitelung entnehmen, z. B. Punktierte Noten, Synkopen,
Parallelbewegung, Lagenwechsel, Dorische oder Phrygische Tonart. Im Mikrokosmos behandelt Bartók elementare kompositorische Mittel, bereits im ersten Band gibt es sogar Polyphonie. Besonders in der Verwendung der Kirchentonarten und teils ungewöhnlichen Metren lassen sich klare Einflüsse der Bauernmusik Südosteuropas raushören. So hat Bartók ein spannendes Lehrwerk geschaffen, das bis heute nichts an Modernität einbüßt.
Klavierspielen – mein schönstes Hobby
von Hans-Günter Heumann, erschienen im Schott Verlag

Zugegeben, nicht alle finden einen direkten Zugang zu Bartóks Klavierschule. Es ist und bleibt natürlich Geschmackssache. Eine wertvolle und klanglich herkömmlichere Alternative bietet auch Hans-Günter Heumanns Anfängerschule Klavier spielen – mein schönstes Hobby. Dieser Klassiker der deutschsprachigen Klavierliteratur richtet sich mit abwechslungsreichen Übungen sowie Stücken aus Klassik und Popmusik (auch über die klassischen Anfängerstücke im Fünftonraum hinaus!) an jugendliche und erwachsene Einsteiger*innen.
Klavier lernen mit Unterricht

Sie möchten Klavier lernen? Auch während der Corona-Pandemie gebe ich Klavierunterricht in meinem 36 qm großen Studio in Köln – mit Abstand und unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen oder online. Außerdem produziere ich Musikvideos zum Zuhören, Zuschauen und Lernen. Schauen Sie auf meiner Unterrichtsseite oder meinem Youtube-Kanal vorbei.
Neuerscheinungen im Juni & Juli

Die Einspielungen von Mikrokosmos (Band 1) und Klavierspielen – mein schönstes Hobby (Band 1) erscheinen am 18.06. und am 02.07.2021. Zu hören gibt es beide Releases auf den großen Streaming-Plattformen wie AppleMusic, Deezer und Spotify.
- beide Alben zu hören auf den großen Streaming-Portalen
- Video Neuerscheinungen Juni/Juli 2021
- Die Klaviernoten sind erschienen im Boosey & Hawks Verlag (Mikrokosmos) und im Schott Verlag (Klavierspielen – mein schönstes Hobby)