DIE ANFÄNGE DER KLAVIERMUSIK
Von Cabezón über Frescobaldi bis William Byrd

Erhebend, so wünsche ich mir den Jahreswechsel nach den Herausforderungen von 2020. Heute erscheint meine neue Single, eine Piano-Bearbeitung von Händels Arie Ombra mai fu. König Xerxes Ode an die Schatten spendende Platane ist ein barockes Meisterwerk, das bis heute berührt – anmutig und aufbauend, ein beseelter Auftakt zum neuen Jahr.
Noch ein bisschen weiter zurück in die Musikgeschichte möchte ich Sie mit diesem Blogbeitrag nehmen. Eine Neueinspielung der ersten Ausgabe meiner Werkreihe Lebendige Tonwelt erscheint am 22. Januar. Eine wesentlich bessere Aufnahmequalität hat mich motiviert, die Reihe neu zu veröffentlichen. Freuen Sie sich auf High-Resolution Audio.
Die musikalische Reise führt ins 16. Und 17. Jahrhundert. Lebendige Tonwelt Vol. 1 umfasst große Namen europäischer Meister, die jedoch außerhalb der eingeschworenen Klassikhörerschaft kaum bekannt sind. Antonio de Cabezón, Girolamo Frescobaldi, William Byrd und andere – es sind Raritäten der Alten Musik. Kompositorisch hat sich in dieser Zeit einiges entwickelt, von der Notenschrift über Instrumentenbau bis hin zum Tonsatz. Um diese Entwicklungen soll es hier heute gehen.
Meister der Polyphonie: Cabezón und Frescobaldi

Meine Erkundung der klassischen Klaviermusik konnte nicht anders als dort beginnen, wo die ersten verlässlichen Notationen für Tasteninstrumente entsprangen: im Zeitalter der Renaissance. Bis dato genutzte Notationssysteme stützten sich auf mündliche Überlieferungen, waren ungenau und interpretierbar. Der spanische Komponist Antonio de Cabezón (1510-1566) war einer der ersten, der seine Kompositionen in dieser neuartigen Tabulaturschrift veröffentlichte. Auf unspektakuläre Art wunderbar ruhig und fließend erklingt Diferencias Sobre el Canto Llano del Caballero aus Cabezóns im Jahr 1578 veröffentlichten Sammelwerk Obras de música, das ich für Lebendige Tonweltgewählt habe.
Etwa 50 Jahre später, 1635, erscheinen die Fiori musicali von Girolamo Frescobaldi (1583-1643). Als „Riese unter den Organisten“ von seinen Zeitgenoss*innen bewundert, spielte Frescobaldi damals am Petersdom. Frescobaldi pflegte das virtuose Spiel, das improvisierte Ausschmücken einer ausdrucksstarken Darstellung – eine Vorliebe, die sich im Laufe des Barocks allseitig weiter ausprägte. Drei herausragende Stücke der musikalischen Blüten Frescobaldis finden sich nun auf Lebendige Tonwelt Vol 1. wieder: Toccata Avanti la Messa della Domenica, Kyrie della Domenica und die Toccata cromatica per l’Elevatione.
Cabezón und Frescobaldi sind zwei Meister der polyphonen Musik. Ihr Kompositionsstil war geprägt vom Ideal der menschlichen Stimmen und orientierte sich am choralen Gesang. Im polyphonen Satz sind alle Stimmen rhythmisch und melodisch eigenständig – und aus dieser Mehrstimmigkeit entsteht ein musikalisches Gewebe, zu dem alle Stimmen mehr oder weniger gleichermaßen ihren Teil beitragen.
Das Fitzwilliam Virginal Book: Ein Meilenstein mit William Byrd u. v. a.

Die zweite Hälfte der Kompilation umfasst verschiedene Stücke, die aus dem Fitzwilliam Virginal Book stammen. Als eine der bedeutendsten historischen Sammlungen für Tasteninstrumente schlechthin, enthält das Fitzwilliam Virginal Book um die 300 Kompositionen für das Virginal, einer kleineren Bauform des Cembalo. Die Stücke stammen aus dem späten 16. bis frühen 17. Jahrhundert Englands. Darunter Werke von William Byrd, dem wichtigsten Komponisten der Tudor-Periode.
Umstritten ist bis heute die Frage nach dem Urheber der Handschrift. Ein in der Forschung besprochener Kandidat ist der englische Komponist Francis Tregian der Jüngere. Dieser wurde aufgrund seines katholischen Glaubens verweigerter Teilnahme am anglikanischen Gottesdienst verurteilt. Vermutet wird, dass er das Fitzwilliam Virginal Book in den langen Jahren seiner Gefangenschaft verfasste.

Durchbruch der Homophonie

Tänzerisch sind die Kompositionen, wie das Stück Alman XC von Martin Peerson oder
Muscadin XIX von anonymem Urheber. Es sind klare, eingängigere Melodien als die ihrer Vorläufer, geprägt durch den homophonen Satz. Eine Stimme führt melodisch und wird von Akkorden begleitet. Die Homophonie in der Instrumentalmusik erfuhr ihren Durchbruch in der Barockmusik – und ist heute der gebräuchliche Tonsatz in der Popmusik.
Neuerscheinungen im Januar 2021

Ombra mai fu erscheint als Single Track am 01.01., die Kompilation Lebendige Tonwelt Vol. 1 am 22.01.21.
Zu hören sind die Stücke auf allen gängigen Streaming-Plattformen, Ombra mai fu hier und das Album Lebendige Tonwelt an dieser Stelle. Passend dazu werde ich ebenfalls Lernvideos veröffentlichen, die eine Sicht auf die Finger ermöglichen. Mehr hierzu später.
Einen guten Start in das neue Jahr wünscht Ihnen
Marcus Sukiennik
Release Übersicht

- OmbraMai fu Single-Track und das Album Lebendige Tonwelt Vol 1 mit neun Titeln auf Streaming-Portalen bzw. zum download
- Video Neuerscheinungen Januar 2021
- Lern-Video (auf die Hände Ansicht) des Albums Lebendige Tonwelt Vol 1