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Ragtime von Scott Joplin & ein Blues in Moll

Vorläufer des Jazz

Nach einer Veröffentlichungsreihe von Klassik-Einspielungen zur Jahreswende geht es dieses Mal zurück zu den Wurzeln des Jazz. Und zwar gleich mit einem Doppel-Release: Diesen Februar erscheint meine EP Ragtime – Marcus Sukiennik plays Scott Joplin sowie die Erstveröffentlichung meiner Eigenkomposition Shout Out Blues.

Neben einigen Hintergrundinfos zu der Stückauswahl möchte ich mit diesem Blogbeitrag eine kleine Einführung in Entstehung und Merkmale von Ragtime Piano geben.

„King of Ragtime“ – Scott Joplin

Er feierte als einer der ersten afroamerikanischen Komponisten internationale Erfolge – Scott Joplin, der „King of Ragtime“. Vier seiner bekanntesten Titel habe ich für meine EP eingespielt. Gleichzeitig sind sie mein persönliches Best-of: The Entertainer, Maple Leaf Rag, The Easy Winners und The Great Crush Collision March.

Geboren wurde Scott Joplin in den 1860er Jahren in Texas, wo er bereits in jungen Jahren als Barpianist spielte. Mit Anfang 30 schrieb er ein Stück, das als Meilenstein in die Musikgeschichte eingehen sollte: Die gedruckten Notenblätter des Maple Leaf Rag verkauften sich nach ihrem Release im Jahr 1899 mehr als eine Millionen Mal. Das hatte es zuvor nicht gegeben.

Wenige Jahre später, 1902, komponierte Joplin sein heute wohl populärstes Stück, The Entertainer. Ein raffinierter Ohrwurm, der einigen auch aus den endlosen Verfolgungsjagden der Zeichentrickserie Tom und Jerry bekannt sein dürfte. Für alle Cineast*innen, bei denen Cartoons weniger punkten können: Weltberühmt wurde der Rag im Jahr 1973 durch den Kinohit The Sting, dessen Soundtrack von den Kompositionen Joplins lebt. Mit dabei auch The Easy Winners. Dank der gelungenen Vertonung des wirklich sehenswerten Spielfilms erfuhr Ragtime in den 1970ern ein regelrechtes Revival.

Kommen wir zum letzten Stück, das ich für die EP aufgenommen habe. Scott Joplin widmete The Great Crush Collision March einem spektakulären, aber tragischen Ereignis. Der Marsch ruft den inszenierten Eisenbahnunfall von 1896 hervor, eine Marketingaktion der Texaner Eisenbahngesellschaft, die als Spektakel zwei Lokomotiven frontal zusammenstoßen ließ. Ein Publikum von mehreren Tausenden hatte sich zu dem Ereignis versammelt, drei Menschen starben jedoch bei der Explosion und mehrere wurden verletzt.

Scott Joplin im Alter von ungefähr 35 Jahren

Ragtime: Geschichte und Merkmale

Ragtime hat seinen Ursprung in den afroamerikanischen Communities von St. Louis, Missouri. Dort entwickelte sich das Genre in den 1890ern als Tanz- und Unterhaltungsmusik, deren Beliebtheit ihren Höhepunkt zur Wende des 20. Jahrhunderts erreichte – und von den USA schließlich bis nach Europa rüber schwappte.
Der Name Ragtime leitet sich von ragged time (dt. „zerrissene Zeit“) ab, zurückzuführen auf die zeitliche Verschiebung zwischen Melodie und Begleitung, die so markant für den Stil ist.

Musikalisch kommt hier einiges zusammen: Afrikanische Rhythmen, Elemente der afroamerikanischen Folklore sowie der europäischen Klassik. Die linke Hand springt und spielt einen gleichmäßigen begleitenden Rhythmus, während die synkopierte Melodieführung der rechten mit ihren kleinen Zeitversetzungen für einen besonderen Charme sorgt.

Ragtime wird heute vor allen Dingen als Klavierstil wahrgenommen, wurde ursprünglich aber auch auf anderen Instrumenten und im Ensemble gespielt. Sie galt als Gebrauchsmusik – Joplin wollte seine Rags auf die Bühne in den Konzertsaal bringen, er schrieb unter anderem zwei Opern, die jedoch zu seinen Lebzeiten leider wenige Beachtung fanden.

Von Ragtime zu Blues und Jazz

Die Ära des Ragtime endete um 1917 mit dem Tode Scott Joplins. Aus ihr gingen neue Genres hervor, Vorläufer des Jazz, wie Stride-Piano und Blues erfreuten sich einer zunehmenden Beliebtheit. Während sich ganz klare Parallelen zwischen Stride-Piano und Ragtime aufweisen lassen, liegt ein großer Unterschied darin, dass Ragtime notengebundene, komponierte Musik ist – im Gegensatz zum Harlem Stride, den Elemente der Improvisation prägen.

Zwei Beispiele für Stride-Piano finden Sie auf meinem Album All-Time Standards:
Satin Doll und Honey Suckle Rose.

Album Cover "Ragtime, Marcus Sukiennik plays Scott Joplin"
Album Cover Shout Out Blues

Neuerscheinungen im Februar 2021

  • EP Ragtime – Marcus Sukiennik plays Scott Joplin erscheint am 05.02. und der Single-Track Shout Out Blues am 19.02.2021 auf Streaming-Portalen bzw. zum download
  • Video Neuerscheinungen Februar 1 & 2 auf YouTube
  • Lern-Video (auf die Hände Ansicht)
  • Shout Out Blues Leadsheet C-Stimme PDF (Melodie mit Akkordsymbolen)